Es ist wieder soweit. In Zusammenarbeit mit Daniel Wagner von Investor Stories Podcast präsentiere ich euch heute eine weitere Aktienanalyse. Da Daniel momentan seinen Fokus in seinem Podcast auf Dividenden-Aristokraten ausgerichtet hat, haben wir uns in dieser Ausgabe für den teilweise sehr umstrittenen Schweizer Nestlé-Konzern entschieden.
Aber neben des mitunter sehr kontroversen Vorgehens in einigen ärmeren Regionen der Welt, ist Nestlé auch der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller, welcher mit seinen Produkten viele Hundertmillionen Menschen mit Lebensmitteln verschiedenster Art versorgt.
In diesem Beitrag will ich den Konzern ein wenig beleuchten. Ich werde über die Strukturen, die Chancen und Risiken sprechen. Aber natürlich werde ich auch meine Gedanken zu den Aussichten der Nestlé-Aktie mitteilen. Also los geht´s:
Nestlé Historie
Gegründet wurde das Schweizer Unternehmen 1866 von dem in Frankfurt gebürtigen Heinrich Nestlé, nachdem dieser eine Ausbildung zum Apotheker absolvierte und anschließend in die Schweiz auswanderte. Damals hieß die Firma noch Farine Lacteé Henri Nestlé (im Folgenden kurz „Nestlé“ genannt).
1867 entwickelte Heinrich Nestlé das erste weltbekannte Säuglingsmilchpulver, das Nestlé Kindermehl, welches aus den Hauptbestandteilen Kuhmilch, Weizenmehl und Zucker zusammengesetzt war. Damit nahm Heinrich Nestlé den Kampf gegen das Säuglingssterben aufgrund einer Mangelernährung auf.
Bereits 1875 verkaufte Heinrich Nestlé seine Firma an seinen Mehllieferanten Pierre Sanual Roussy und zog sich damit mit 60 Jahren in den Ruhestand zurück. Der Firmenname blieb zunächst weiter bestehen, denn der neue Eigentümer setze auf Kontinuität und weiteren Ausbau der Produktion.
1878 wird die Produktion allmählich ins Ausland verlagert und Nestlé beginnt auch Kondensmilchprodukte zu produzieren.
1904 beginnt Nestlé mit der Schokoladenproduktion nachdem man die Exportgeschäfte des Unternehmens Peter & Kohler übernahm.
1905 fusioniert Nestlé mit der damals sehr viel größeren Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Da die Marke Nestlé jedoch in der Bevölkerung deutlich bekannter war, entschied man sich den Namen für den neuen Konzern zu übernehmen.
1929 schlossen sich die Schokoladeproduzenten Peter, Cailler, Kohler und Nestlé zusammen. Abermals setzte sich der Konzernname Nestle wegen der Bekanntheit durch.
1938 brachte Nestlé den heute weltberühmten löslichen Kaffee Nescafé auf den Markt, welcher den Konzerngewinn signifikant steigerte.
1947 erfolgte die Fusion mit der Maggi AG und die gleichzeitige Umfirmierung zur Nestlé AG.
1963 wurde die Findus AG, ein schwedisches Unternehmen für Tiefkühlkost, übernommen.
1971 erfolgte die Übernahme der Ursina-Franck AG, welche die bekannten Marken wie Caro-Kaffee, Thomy und Bärenmarke im Portfolio hatte. Der Unternehmensname wurde gleichzeitig in die heutige Nestlé S.A. geändert.
1974 erwarb Nestlé 51 % an der Holdinggesellschaft, welche 53,7 % der Aktien des Kosmetikunternehmens L’Oréal hielt. Damit war man zum ersten Mal auch an einem Non-Food-Unternehmen beteiligt.
Mit dem Pharmakonzern Alcon erfolgte 1977 eine weitere Non-Food Übernahme für 280 Millionen US-Dollar.
1981 wurde das Pharmaunternehmen Galderma als Joint Venture von Nestlé und L’Oréal gegründet.
1985 erfolgte die nächste Übernahme in der Nahrungsmittelindustrie – für drei Milliarden US-Dollar wurde der US-Konzern Carnation übernommen.
1986 wurde Nestlés Nespresso in eine eigene Gesellschaft, der Nestlé Nespresso S.A,. ausgegliedert.
1988 folgte die Übernahme des britischen Schokoladen- und Süsswarenkonzerns Rowntree Mackintosh sowie des italienischen Teig- und Süsswarenkonzerns Buitoni.
In der Folge wurden 1992 Perrier und 1998 Sanpellegrino übernommen, womit Nestlé in den Mineral- und Tafelwassermarkt einstieg.
2002 übernahm Nestlé den amerikanischen Tierfutterkonzern Ralston Purina für 10,3 Mrd. US-Dollar. Damit wurde Nestlé zum weltweiten Marktführer im Bereich Tiernahrung für Hunde- und Katzenfutter.
Ebenfalls 2002 wurde die Schöller-Holding (Schöller- und Mövenpick-Eis) von den bisherigen Gesellschaftern Südzucker AG und der Familie Schöller übernommen.
2006 übernahm Nestlé den Speiseeiskonzern Dreyer’s zu 100 % und wurde damit Weltmarktführer im Speiseeis-Geschäft.
2007 übernahm Nestlé für 5,5 Milliarden US-Dollar den US-amerikanischen Kindernahrungshersteller Gerber vom Pharmakonzern Novartis, womit sie auch bei Säuglingsnahrung zum Weltmarktführer wurden.
2010 gab Nestlé die Übernahme des Tiefkühlpizza-Geschäfts des US-Nahrungsmittelkonzerns Kraft Foods für 3,7 Milliarden US-Dollar bekannt. Damit wurde Nestlé auch im Marktsegment Tiefkühlpizzen zum Weltmarktführer.
2016 gab das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem Onlinehändler Alibaba bekannt. Nestlé will damit ihre E-Commerce-Aktivitäten ausweiten.
Seit 2018 arbeitet der Konzern mit Starbucks zusammen. Nestlé übernimmt weltweit die Rechte für die Vermarktung der Konsum- und Gastronomieprodukte von Starbucks und zahlt dafür 7,15 Milliarden Dollar in bar.
Nestlé Unternehmensstruktur und Marken
Nestlé gliedert seine Geschäftebereiche nicht primär nach Produkten oder Produktgruppen, sondern nach geografischen Begebenheiten. Es gibt lediglich eine Ausnahme und das ist das Wassergeschäft. Folgende fünf berichtspflichtige Segmente zeichnet das Unternehmen aus:
- Zone Europa, Naher Osten und Nordafrika (EMENA)
- Zone Nord- und Südamerika (AMS)
- Zone Asien, Ozeanien und Subsahara-Afrika (AOA)
- Nestlé Waters
- Übrige Geschäfte
Darüber hinaus weist Nestlé in ihren Geschäftsberichten auch noch einmal nach den wichtigsten Produktgruppen aus. Auf Grundlage des Geschäftsberichtes 2019 lauten diese:
- Getränke in flüssiger und Pulverform
- Wasserprodukte
- Milchprodukte und Speiseeis
- Nutrition-Produkte und Health Science
- Fertiggerichte und Produkte für die Küche
- Süßwaren
- Produkte für Heimtiere
- nicht zugeteilt
Nestlé hat ein Sortiment von über 2000 Marken in den überwiegend oben genannten Produktgruppen. Viele Marken sind weltweit bekannt, so zum Beispiel Nescafé. Um euch einen kleinen Einblick in die Markenwelt zu geben, hier eine kleine Übersicht:
Nestlé Management
Ich verzichte hier auf die Aufzählung aller Vorstandsmitglieder und konzentriere mich stattdessen auf die wichtigen Positionen im Konzern.
Vorstandsvorsitzender
Ulf Mark Schneider
Nach seinem MBA auf der Harvard Business School 1989 durchlief er diverse leitende Positionen im Duisburger Mischkonzern Franz Haniel & Cie. GmbH, in dem er bis 2001 tätig war. Danach wechselte er in den Vorstand der Fresenius Medical Care, wo er für den Bereich Finanzen verantwortlich war. Zwischen 2003 und 2016 war er Vorstandsvorsitzender der Fresenius SE. In seiner Amtszeit haben sich der Umsatz des Unternehmens vervierfacht, die Mitarbeiterzahl mehr als verdreifacht und der Gewinn mehr als verzwölffacht. In dieser Zeit tätigte er diverse strategische Zukäufe, u.a. die HELIOS Kliniken und 41 Kliniken der Rhön Klinikum AG. 2012 und 2013 wurde er zum Manager des Jahres gekürt. Zwischen 2014 und 2017 war er zusätzlich im Aufsichtsrat des amerikanischen Chemiekonzerns DuPont. 2017 übernahm er schließlich den Vorstandsvorsitz der Nestlé SA.
Finanzvorstand und leitender Vizepräsident
François-Xavier Michel Marie Roger
Nach seinem MBA an der Ohio State University. Er durchlief diverse Stationen in unterschiedlichen Unternehmen als Finanzvorstand bzw. Finanzmanager. U.a. bei Danone SA, Takeda Pharmaceutical Co., Ltd, Hoechst Marion Roussel SA de CV, Millicom International Cellular SA und Roussel Uclaf SA. Durch seinen Werdegang ist er zu einem ausgesprochenen Finanzfachmann gereift und bringt seit 2015 seine Expertise als Finanzvorstand und Leitender Vizepräsident bei Nestlé SA ein.
Technischer Direktor
Stefan Palzer
Nach seinem Ingenieursstudium an der TU München und einem MBA im Wirtschaftsingenieurwesen in Hagen, hatte er zunächst einen akademischen Weg eingeschlagen und erhielt mehrere Professuren an der der TU München, Universität Stuttgart und TU Hamburg, bevor er 2000 direkt zu Nestlé wechselte. Nach mehreren Stationen im unteren und mittleren Management, wurde er 2010 Geschäftsführer des Nestlé Product Technology Centre für Süßwaren, der Nestlé UK. 2013 wurde er dann globaler Direktor für Forschung und Entwicklung der Strategic Business Unit Beverages, Nestlé S.A. 2016 wurde er Leiter des Nestlé Forschungszentrums und 2018 dann Technischer Direktor im Vorstand.
Aufsichtsratvorsitzender
Paul Bulcke
Nach einem Ingenieurs- und Managementstudium in den 70ern arbeitete er kurze Zeit als Finanzanalyst, bevor er 1979 bereits zu Nestlé wechselte. Bis 2004 durchlief er etliche Managementpositionen in den verschiedensten Nestlé-Standorten auf der ganzen Welt. Anschließend wurde er Vize-Geschäftsführer und war zuständig für die USA, Kanada, Lateinamerika und die Karibik. Zwischen 2008 und 2017 war er dann der Vorstandsvorsitzender der Nestlé SA, bis ihn Ulf Mark Schneider ablöste und er den Vorsitz des Aufsichtsrates übernahm. Er kennt das Unternehmen wie kein anderer und bringt sein Know How immer wieder ins Unternehmen ein.
Als Fazit zum Management kann man festhalten, dass dieses sehr kompetent und erfahren in ihren jeweiligen Bereich ist. Es führt das Unternehmen mit ruhiger und solider Hand. Erfahrene und verdiente Vorstandsmitglieder, wie z.B. der ehemalige Vorstandsvorsitzende Paul Bulcke rücken in andere Positionen, wie z.B. den Aufsichtsratvorsitz auf, um so auch weiterhin ihre Expertise und Erfahrungen für das Unternehmen zu bewahren. So war es übrigens auch bereits mit dem Vorgänger von Bulcke. Es hat also eine Art System gute Leute in den eigenen Reihen zu halten. Das spricht für Kontinuität, welche in der Branche und dieser Konzerngröße sicherlich nicht schädlich ist.
Nestlé Aktionärsstruktur
Der aufmerksame Leser und Rechner wird nun feststellen, dass die Summe deutlich über 100 % ist. Das liegt daran, dass einige Anteilseigner auch zum Freefloat gerechnet werden.
Man kann hierbei sehen, dass es keinen großen Ankerinvestoren gibt. Vielmehr handelt es sich um kleinere Positionen von Fonds. Das ist vollkommen normal bei einem so großen Konzern. Bei meiner Recherche sind mir auch keinen signifikanten Reibungen zwischen Nestlé und den investierten Institutionellen bekannt geworden. Hier scheint es keine schwerwiegenden Probleme zu geben.
Nestlé Konkurrenz
Als Weltmarktführer in der Nahrungsmittelindustrie hat man natürlich auch einige Konkurrenten. Einige stehen auf der gesamten Sortimentsbreite im Wettbewerb und andere wiederum nur in bestimmten Produktbereichen. Aufgrund der schieren Größe von Nestlé können aber selbst einzelne Produktbereiche mit spezialisierten Konzernen von der Größe her mithalten.
Coca-Cola
Coca-Cola hat neben dem gleichnamigen weltbekannten Getränk auch andere Marken im Portfolio, so z.B. Fanta, Sprite, Mezzo Mix, Vio, Apollinaris, Powerade und Fuzetea. Coca-Cola hat einen jährlichen Umsatz von ca. 37 Mrd. $. Das ist allerdings gerade einmal ein Drittel des Nestlé-Umsatzes. Die Wasser und Getränkesparte von Nestlé bewegt sich beim Umsatz in etwa auf dem Niveau von Coca-Cola. Daran erkennt man schon die schiere Größe von Nestlé.
PepsiCo
Auch Pepsi ist genauso wie Coca-Cola ein Konkurrent für die Getränke- und Wassersparte von Nestle. Die meisten denken vielleicht, dass PepsiCo, wie Coca-Cola nur in der Getränkebranche tätig ist, jedoch ist das nicht ganz richtig. Neben Erfrischungsgetränken (u.a. Pepsi, 7UP, Schwip Schwap), Fruchtsäften (u.a. Punica) und Wasser, ist PepsiCo auch im Bereich Fingerfood (Chips: Lays, Doritos) und Frühstücksflocken (u.a. Quaker) aktiv. Diese Produktgruppen sind allerdings nicht mit der Größe der dazugehörigen Nestlé-Sparte zu vergleichen. Jedoch wird man sich vielleicht wundern, dass PepsiCo mit über 68 Mrd. $ deutlich mehr Umsatz mit ihrer Produktpalette macht, als der bekanntere Konkurrent Coca-Cola.
Mars
Jeder kennt die Mars Riegel und vielleicht kommt man auch noch darauf, dass Snickers und Twix dazugehören könnten. Jedoch ist die Mars Produktpalette weit aus größer. Neben Süßwaren, ist der Konzern nämlich auch in der Tiernahrung mit Marken wie Cesar, Chappi, Sheba, Trill, Whiskas aktiv. Aber auch Nahrungsmittel wie Miracoli und Uncle Ben’s gehören zum Portfolio. Mars macht einen jährlichen Umsatz von ca. 35 Mrd. $. Das Unternehmen ist allerdings nicht börsennotiert, falls ihr euch deren Aktienkurse anschauen wolltet.
Unilever
Das niederländisch-britische Konzern ist zwar ein Konsumgüterhersteller mit etlichen Produkten aus dem Non-Food-Bereich, jedoch ist er auch in der Nahrungsmittelindustrie aktiv. Besonders die Eissparte mit bekannten Marken wie Ben & Jerry’s, Cornetto, Cremissimo, Langnese, Solero, Vienetta und Magnum, kommt schon an die von Nestlé nah dran. Aber auch bei Suppen, Soßen und Fertiggerichten ist Unilever mit Marken wie Knorr, Pfanni und Mondamin vertreten. Unilever macht einen jährlichen Umsatz von ca. 52 Mrd. €.
KraftHeinz
Der Zusammenschluss von Kraft Foods und Heinz Ketchup sollte einen Megakonzern bilden, jedoch wurde schnell klar, dass der Zusammenschluss mehr Probleme bereitete als vorhergesehen. Nichtsdestotrotz gehört KraftHeinz zu den Big Playern in der Nahrungsmittelindustrie. Neben Philadelphia und Heinz Ketchup, gehören auch solche Marken wie CapriSun (ehem. Capri Sonne), Tassimo und Miracle Whip. Der jährliche Konzernumsatz liegt bei ca. 25 Mrd. $.
Danone
Danone kennt man normalerweise aus den Kühlregalen, in denen besonders der Joghurt und Pudding sehr präsent sind. Aber neben den Milchprodukten mit den bekannten Marken wie Activia, Actimel oder Fruchtzwerge, ist der Konzern auch im Bereich Wasser (Evian, Volvic), Kindernahrung (Aptamil, Milupa) und Medizinische Nahrungsmittel (Fortimel, Nutricia, Nutrini) aktiv. Mit knapp 25 Mrd. € Jahresumsatz, gehört auch Danone zu den Big Playern.
Wie man sieht, ist die Konkurrenz durchaus groß und stark. Neben solchen Konkurrenten wie KraftHeinz, bei dem man es vermutet hätte, gehören aber auch Firmen wie Coca-Cola und PepsiCo dazu, die mehr oder weniger in bestimmten Nischen Nestlé Konkurrenz machen.
Nestlé Risiken
Es ist wirklich nicht leicht echte Risiken bei Nestlé zu finden. Wenn man sich die Entwicklung des Unternehmens anschaut, dann ist es eine einzige Erfolgsgeschichte. Lediglich die immer wieder auftauchenden „Skandale“, die von Umwelt- und Tierschutzaktivisten initiiert werden, nagen zumindest zeitweise am Image des Unternehmens. Aber wirklichen Schaden konnten die unzähligen Bad News nicht anrichten.
Hier eine kleine Übersicht über die Kritiken am Unternehmen:
– Verwendung von gentechnisch veränderten Zutaten in Deutschland
– Kinderarbeit bei Kakao-Anbau in Westafrika
– Preisabsprachen mit Kraft Foods -> 20 Mio. € Strafzahlung
– Tierversuche bei Test der Inhaltsstoffe von Nestea-Produkten
– Regenwaldzerstörung in Indonesien durch illegale Abholzung eines Zulieferers
– Ausbeutung von Trinkwasservorkommen in Dritte-Welt-Ländern
– Zu hoher Bleigehalt in Maggi Fertignudeln in Indien -> Geldstrafe 70.000 $
Hört sich auf den ersten Blick natürlich nicht so gut an und man könnte meinen, dass diese Skandale Nestlé geschadet haben sollten, jedoch ist das in den Umsatzzahlen nicht zu entdecken. Ein Stück weit werden solche Schlagzeilen sicherlich das Image auch ein wenig beschmutzen, jedoch kann ich hier kein existenzielles Risiko entdecken. Zumal einige Skandale von Lieferanten begangen wurden und Nestlé nur mittelbar involviert war.
Nestlé Chancen
Nestlé ist in sehr vielen Bereichen der Lebensmittelbranche unangefochtener Weltmarktführer. Diese Führerschaft versuchen einzelne Konzerne in Nischen zu durchbrechen. Jedoch ist Nestlé nahezu jeder Zeit in der Lage durch weitere Zukäufe, Marketing oder Produktentwicklung den Status Quo zu bewahren und sogar auszubauen. Nestlé ist finanziell sehr gut aufgestellt und kann auf drohende Angriffe flexibel reagieren.
Nestlé will grüner werden
Wahrscheinlich auch, um sein Image zu verbessern, will Nestlé bis 2050 klimaneutral produzieren. So zumindest die Ankündigung aus September 2019. Im gleichen Zuge möchte man auch seine Plastikverpackungen reduzieren und immer öfter auf nachhaltige setzen. Auch sollen vegane und vegetarische Produkte immer weiter in den Fokus des Konzerns rücken. Nestlé hat den Trend zum bewussten Ökokonsum erkannt und hofft so auch die umweltbewussten Kunden wieder zu sich zu führen.
Neue Absatzchancen in den Schwellenländern
Mit zunehmendem Wohlstand in den Schwellenländern, werden diese auch für Großkonzerne wie Nestlé interessant. Die Umsatzverteilung ist derzeit bei 40% Amerika, 40% Europa und 20% Afrika/Asien/Ozeanien. Wenn man sich die Fläche und die Bevölkerungszahlen des dritten Wertes anschaut, dann stellt man fest, dass hier eine Menge Wachstumspotential steckt. Als Weltmarktführer mit Standorten in über 150 Ländern mit knapp 291.000 Mitarbeitern, ist es für Nestlé sehr viel einfacher neue Gebiete zu erschließen bzw. auszubauen, als einem kleineren Konzern, der neu in solche Märkte eindringen will.
Kooperation mit Starbucks
Nestlé hat sich die Rechte für den Vertrieb von Starbucks Produkten im Einzelhandel zu vertreiben gesichert. Das hat sich der Konzern 7,15 Mrd. $ kosten lassen. Damit stärkt Nestlé jedoch nicht nur seine starke Stellung im Kaffee-Bereich, sondern erschließt sich weiteren Umsatzwachstum.
Partnerschaft mit Alibaba
Mit dieser Kooperation will Nestlé besonders den eCommerce im Unternehmen stärken. Da Alibaba besonders im asiatischen Raum eine Vormachtstellung, sogar vor Amazon, hat, sind hier durch Erschließung der Vertriebswege und des asiatischen Marktes ein vorrangiges Ziel für weitere Umsatzsteigerungen.
Nestlé Kennzahlen
Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 meldete Nestlé gute Zahlen. Der Umsatz lag bei 92,6 Mrd. CHF, nach 91,4 Mrd. CHF in 2018. Das ist ein Anstieg von 1,2 %.
Umsatz und Wachstum auf Grundlage der einzelnen Sparten. Hier kann man erkennen, dass besonders die Amerika-Sparte deutlichen Wachstum verzeichnete:
Umsatz und Wachstum gegliedert nach Produktgruppen:
Der Gewinn je Aktie kletterte um über 11 % zum Vorjahr auf 4,41 CHF. Der Free Cash Flow klettere um 10,9 % auf 11,9 Mrd. CHF. Die operative Marge stieg von 17 % (2018) auf 17,6 % (2019), was eine gute Steigerung auf hohem Niveau darstellt.
Die Nettoverschuldung sank um über 3 Mrd. CHF auf 27,1 Mrd. CHF. Die Gesamtkapitalrendite kletterte um 20 Basispunkte auf 12,3 %. Die Schuldenquote liegt bei ca. 55%. Das ist kein Topwert, aber immer noch im grünen Bereich.
Auch im ersten Quartal 2020, in dem bereits die Coronapandemie zumindest in Teilen vorhanden war, zeigt sich Nestlé vollkommen stabil. Während die Luftfahrt- und Reisebranche 90 und mehr Prozent Umsatzeinbußen hatten, wächst Nestlé in der Krise. Das organische Wachstum im ersten Quartal betrug starke 4,3 %. Das ist natürlich nicht verwunderlich, denn vor allem die am Anfang der Krise starken Hamsterkäufe beflügelten die Nahrungsmittelhersteller. Auch der Onlineverkauf konnte davon profitieren und legt um 30 % zu.
Auch für die nächste Zukunft sieht sich Nestlé gut gerüstet. Die vor dem Geschäftsjahr 2020 angepeilten Ziele bleiben auch in der Coronakrise weiterhin bestehen. Das bedeutet, dass der Vorstand von weiter steigenden Umsatzwachstum und steigender Marge ausgeht.
Dividenden und Aktienrückkäufe
Nestlé gehört seit der letzten Dividendenzahlung im April 2020 zu den offiziellen Dividendenaristokraten. Diesen Titel bekommt man, wenn ein Unternehmen mindestens 25 Jahre kontinuierlich die Dividende erhöht hat.
Nestlé zahlt für das Jahr 2019 mit 2,70 CHF zum 25. Mal eine höhere Dividende als im Jahr davor aus. Und seit 36 Jahren hat der Konzern seine Dividende nicht mehr verringert. Das ist schon sehr beachtlich. Aber es kommt nicht nur auf eine kontinuierliche Dividendenerhöhung an, wenn man sich überlegt eine Dividendenaktie ins Depot zu legen. Was mindesten ebenso wichtig ist, ist die Ausschüttungsquote. Denn wenn diese sehr hoch ist, dann ist es ein Indiz dafür, dass die Dividende nicht mehr bzw. nicht in der Höhe sicher ist.
Nestlé hat für einen defensiven Wert eine leicht erhöhte Ausschüttungsquote, jedoch noch weit entfernt davon besorgniserregend zu sein.
Ein weiterer Anhalt für eine gute Dividendenaktie ist die durchschnittliche jährliche Steigerung der Dividende. Mit über 5 % Steigerungsrate, ist Nestlé auch hier ganz gut aufgestellt.
Neben Dividendenzahlungen ist auch der Aktienrückkauf ein probates Mittel, um den Aktionär am Gewinn des Unternehmens zu beteiligen. Hierbei kauft das Unternehmen seine eigenen Aktien zurück und schmälert damit den Bestand auf dem freien Markt. Zwar erhält man hierbei kein Geld ausbezahlt, allerdings die Verringerung der Aktienanzahl bedingt, dass der Kurs steigt, was ja auch eine super Sache ist. Oft entscheiden sich Unternehmen entweder für eine Dividendenzahlung oder für einen Aktienrückkauf, auch hier hebt sich Nestlé hervor. Denn der Konzern hat angekündigt ab 2020 für die kommenden drei Jahre weitere 20 Mrd. CHF in Aktienrückkäufe zu investieren.
Fazit
Kaum ein anderes Unternehmen aus der „langweiligen“ Nahrungsmittel- und Konsumgüterindustrie polarisiert mehr als Nestlé. Immer wieder geraten sie in den Blickpunkt von Tier- und Umweltschützern. Manchmal berechtigt, manchmal überzogen. Allerdings konnte keiner der Skandale bisher dem Unternehmen wirklichen Schaden zufügen, obwohl jedes Mal zum Boykott aufgerufen wurde und sogar Demonstrationen stattfanden. Nestlé hat sehr starke Marken, die das Unternehmen auch in solchen Zeiten tragen.
Selbst die zurzeit herrschende Pandemie, kann dem Unternehmen scheinbar nichts anhaben. Das ist der Vorteil einer nicht zyklischen Branche, denn gegessen und getrunken wird eben auch in der Krise. Es ist natürlich vorstellbar, dass auch ein Konzern wie Nestlé Umsatz- und Gewinneinbrüche erlebt, was ja auch schon vorgekommen ist, allerdings sind solche Rückgänge meist nicht von existenzieller Bedeutung und eher kurzfristiger Natur.
Das zeigt auch die seit 36 Jahren nicht gekürzte und seit nunmehr 25 Jahren stetig steigende Dividende bei unproblematischer Ausschüttungsquote. Zudem kauft Nestlé regelmäßig eigenen Aktien zurück, was den Aktienkurs ebenfalls stützt bzw. steigen lässt.
Apropos Aktienkurs: Er sieht aus wie ein Musterbeispiel und der Traum eines jeden Anlegers. Es gibt kaum größere Rückgänge und wenn, dann wurden diese ziemlich schnell wieder aufgeholt und neue Höhen erklommen.
Jetzt fragt ihr euch sicherlich, ob ihr euch die Aktie holen sollt. Nun, das weiß ich nicht. Das hier ist keine Anlageberatung, sondern lediglich meine Meinung. Ich selber habe die Aktie nicht, das hat aber profane Gründe. Da es ein Schweizer Unternehmen ist und die Schweiz 35 % Steuern auf die Dividende erhebt, muss man sich jedes Jahr mit der Schweizer Steuerbehörde auseinandersetzen, um die zu viel gezahlte Steuer zurück zu holen. Das geht mit einem Antrag, welchen man sich herunterladen kann. Ich selber habe es noch nie gemacht, finde aber schon alleine den Gedanken daran nervig. Daher lasse ich solche Invests komplett sein. Es gibt ja schließlich genügend andere Aktien. Wer sich diese Mühe machen will, für den kann Nestlé sicherlich eine sehr interessante Aktie sein.
Hier nochmal einige Zahlen und Fakten als Überblick:
Unternehmensübersicht
Name | Nestlé SA |
ISIN | CH0038863350 |
WKN | A0Q4DC |
Branche | Nahrungsmittel |
Land | Schweiz |
CEO | Ulf Mark Schneider |
Mitarbeiter | 291000 |
Kennzahlen
Aktueller Kurs | 102,96CHF (Stand 22.05.2020) |
Marktkapitalisierung | 285,58 Mrd. CHF |
Umsatz | 35,5 € Mrd. |
Umsatzwachstum (1 Jahr) | 1,2 % |
Ø Umsatzwachstum (5 Jahre) | 1 % |
KGV | 24,34 |
Verschuldungsgrad | 55 % |
Dividenden
Dividende (+ Erwartung) | 2,70 CHF |
Dividendenrendite | 2,58 % |
Häufigkeit Dividendenzahlung | jährlich |
Dividende erhöht seit | 1995 |
Dividende ununterbrochen gezahlt seit | 1959 |
In der Vergangenheit habe ich bereits TUI AG, Freenet AG und Henkel AG analysiert. Schaut auch gerne dort vorbei.
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zu teuer und zu langsam wachsend 😀
Moin,
bevor man sagt, etwas ist zu teuer, zu langsam, zu irgendwas, muss man die Zielrichtung für ein Investment kennen. Jemand, der z.B. auf schnelle Kursgewinne aus ist, benötigt Unternehmen mit starken Wachstumsraten. Dafür zahlen solche Unternehmen meistens keine oder nur eine sehr geringe oder unregelmäßige Dividende. Wenn jemand aber auf Cashflow aus ist und auch in Krisen weiterhin Dividenden kassieren will, dann sind solche Unternehmen wie Nestlé durchaus eine Spitzenaktie. Man muss sich ja nur den Aktienkurs der letzten Jahrzehnte anschauen. Dieser ist sehr stabil nach oben gegangen. Und die letzten 36 Jahre wurden keine Dividendenkürzungen vorgenommen. Dafür wurden sogar die letzten 25 Jahre die Dividenden gesteigert. Es gibt nicht viele Aktien auf dem Markt, die das in einem ähnlichen Umfang bewerkstelligen konnten.
Zum Thema „teuer“ oder „günstig“: Auch hier kommt es ganz auf die Sichtweise an. Wo liegen die zukünftigen Potentiale? Wie Stabil ist das Geschäft? Wie sind die Kennzahlen (Verschuldung, EK, usw.)? Besonders sichere und besonders stark wachsende Unternehmen haben meistens höhere Bewertungen. Die sicheren Unternehmen (wie z.B. Nestlé) werden höher bewertet, weil sie eine gewisse Sicherheit auch in Crashphasen bieten. Wachstumsunternehmen (z.B. Amazon, Tesla, usw.) werden höher bewertet, weil man die Zukunft im Besonderen einpreist. Man wird zurecht eine Daimler, eine BASF oder auch eine IBM nicht mit einer hohen Normalbewertung finden. Bei den einen spielen Zykliken und bei den anderen fehlendes bzw. unsicheres/labiles Wachstum eine Rolle.
Schaut man sich die Durchschnittsbewertungen der letzten Jahre bei Nestlé an, dann wird man feststellen, dass sie keineswegs teuer, sondern eher normal bewertet ist. Auf welcher Grundlage hast du deine obige Aussage getroffen?
Schöne Grüße
Eduard
Falsches Unternehmenslogo benutzt..
Hallo Martin,
wieso falsches Logo? Das ist das Logo von Nestlé Waters. Ist ein Bestandteil des Nestlé Unternehmens. Und da ich dieses Logo schöner fand als das des Hauptkonzerns, habe ich dieses genommen.
Schöne Grüße
Eduard